Nun ist es also wirklich soweit – ich wohne in Canterbury! Aber der Reihe nach: In der Nacht von Freitag auf Samstag ging es mit dem Auto nach Bielefeld und von dort mit dem Bus nach England. Die Fahrt mit dem Bus (insgesamt über 11 Stunden) war sehr lang, aber recht erträglich, da ich nachts immerhin einige Stunden schlafen konnte.
In Hythe angekommen wollte ich von dort mit dem Zug weiter nach Canterbury. In Hythe war eine Art Bus Stop mit Shops und einem Service, dort habe ich nachgefragt, wie ich am besten zum Bahnhof komme. Der Mann meinte, man könnte den Weg zwar eigentlich zu Fuß gehen, mit meinen zwei großen Koffern sei das aber nicht machbar, ich sollte besser ein Taxi rufen. Er hat mir dann die Nummer gegeben. Als ich dort anrief meinte der Taxifahrer aber, er fährt in der Ecke gar nicht, ich sollte ein anderes Taxi rufen, dessen 8-stellige Nummer er mir wiederrum gab. Die hatte ich natürlich vergessen, sobald ich aufgelegt hatte. Also beim nächsten Café gefragt, ob die eine Taxinummer kennen. Die widerrum meinten, es sind nur 5 Minuten bis zur train station, das könnte man problemlos zu Fuß gehen. Nachdem sie mir den Weg beschrieben hatten bin ich also losgegangen, um nach wenigen Metern festzustellen, dass der “Weg” ein Feldweg ist, den ich mit meinen zwei 30-Kilo-Koffern unmöglich bewältigen kann. Also wieder am Service gefragt, ob sie mir helfen können. Netterweise meinte dann ein junger Angestellter, der habe gleich Pause und könnte mir kurz helfen, die Koffer zum Bahnhof zu bringen. Also sind wir dann zu zweit los, haben die Koffer über zwei Zäune getragen, über die Feldwege gezogen bis zum Bahnhof. Total nett. Als er dann weg war habe ich in meinen Unterlagen geschaut, welchen Zug ich nehmen muss. Leider stand da nur, dass der Zug um viertel vor abfährt – aber nicht von welchem Gleis. Also bin ich erstmal mit beiden Koffern zu Gleis 1, habe versucht die Karte zu entziffern und war mir sicher, er fährt doch von Gleis 2. Also beide Koffer genommen, Berg hoch, 60 Stufen wieder runter und auf zu Gleis 2. Meine Mutter schrieb mir dann aber per SMS, dass der Zug doch von Gleis 1 geht. Also Koffer genommen, 60 Stufen hoch, Berg wieder runter. Das war definitiv nicht schön. Immerhin habe ich dann den richtigen Zug gefunden, musste in Ashford einmal umsteigen und war innerhalb von 30 Minuten in Canterbury. Von dort habe ich mir ein Taxi bis zur Universität genommen.
An der Uni angekommen habe ich meine Schlüssel für mein Zimmer abgeholt und fand mein Haus dann auch ziemlich schnell. Der erste Eindruck vom Haus, vom Zimmer und von meinem Mitbewohnern ist wirklich sehr gut: Das Haus ist sehr modern, sehr sauber und ich wohne hier mit 4 anderen netten Mädels, (2 aus England, 1 aus Holland, 1 aus Italien), wobei zwei davon sogar ebenfalls Jura studieren.
Nachdem ich alle Sachen ausgepackt habe, bin ich zum Sportcenter gegangen, um dort nach 20 Minuten Anstehen meine Student ID Card (= Studentenausweis) abzuholen. Ich konnte schon ein paar erste Eindrücke vom Campus bekommen und bin wirklich begeistert: Alles ist sehr modern und extrem grün. Der Weg von meinem Haus zum Campus führt durch den Wald, überall ist Gras, Bäume, Felder. Der Campus liegt auf einem Berg, sodass man von dort aus direkt “runter” in die Stadt und zur Kathedrale sehen kann.
Vom Sportcenter ging es weiter mit dem Bus in die Stadt. Ich fand nirgendwo einen Stadtplan, also bin ich einfach mal drauf los gelaufen. Die Stadt ist extrem schön und sehr übersichtlich. Highlight ist natürlich die riesengroße Kathedrale (UNESCO Welterbe), die einfach mitten in der Stadt auftaucht. Die wichtigsten Dinge konnte ich kaufen und habe mich dann wieder mit dem Bus auf den Weg nach hause gemacht (durch das Bussystem muss ich allerdings auch erstmal durchsteigen…).
Mit den Mädels bin ich dann abends noch Richtung Woodys, der Bar bei uns in der Wohngegend, aufgebrochen, allerdings schon recht schnell wieder nach hause, weil ich einfach nur totmüde bin.
Mein erster Eindruck von England: Meine Erwartungen wurden übertroffen. Die Leute sind so nett und hilfsbereit, der Uni-Campus ist wunderschön, mein Zimmer ist toll. Ein bisschen hilflos und überfordert fühle ich mich noch hier und da, aber ich denke das ist völlig normal, wenn man erst 12 Stunden in einer ganz neuen Stadt mit einer anderen Sprache ist.
Ich freue mich auf die nächsten Tage!